„Nicht nur einmal Knack gemacht“,Korbacher Handballtalent Luk Schäfer fällt seit dem zweiten Spieltag mit einem Kreuzbandriss aus
Von Thorsten Spohr
Korbach. Luk Schäfer steht unten in der Korbacher Kreissporthalle. Seine Mannschaftskameraden haben vor dem Spiel gegen die HSG Fuldatal/ Wolfsanger II (32:23) gerade das Feld betreten. Der 20-Jährige ist unter ihnen, hat einen Handball in der Hand, prellt ihn, wirft ihn einem Mitspieler zu. Als die Korbacher aber mit dem Warmmachen beginnen, setzt sich Schäfer auf die Bank. Denn mehr als Passen ist noch nicht drin für den Rechtsaußen, der schon seit dem zweiten Spieltag an den Folgen einer schweren Knieverletzung laboriert.
Alles begann im Spiel gegen Bad Wildungen (35:16). Es lief die zweite Halbzeit, das Spiel war längst entschieden. Luk Schäfer rannte einen Tempogegenstoß, kam zu Fall und blieb liegen. „Das Knacken im Knie habe ich heute noch im Kopf“, erinnert sich der 20-Jährige, der in Basdorf eine Ausbildung zum Tischler absolviert und im Sommer ein Studium der Architektur aufnehmen will.
In der Woche nach dem Spiel gab es zunächst die Hoffnung, dass die Verletzung nicht so schlimm ist. Keine Untersuchung deutete auf einen großen Schaden im Knie hin. So versuchte Schäfer, in der Partie bei der HSG Reinhardswald (35:35) wieder zu spielen. Und dort passierte es: Nach dem Aufkommen nach einem Sprung knickte das rechte Knie erneut weg. „Da hat es nicht nur einmal Knack gemacht“, erinnert sich Schäfer und macht ein krächzendes Geräusch. „Das hat richtig Krchchchchchchc gemacht.“
Die Saison – das war nun klar – war gelaufen. Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie, dazu Anriss des Meniskus’ und des Innenbandes. Es folgte Anfang November die Operation bei Dr. Gerd Rauch in Kassel, dem Mannschaftsarzt der MT Melsungen. Knapp elf Wochen später geht es ihm wieder gut, die Krücken sind längst weggelegt. „Ich hatte keine großen Schmerzen“, sagt Schäfer, der bei seiner Mutter Ortrun, die eine Physiotherapie-Praxis in Korbach betreibt, in Sachen Reha in besten Händen ist.
Leichtes Fahrradfahren geht schon wieder, dazu versucht er, einmal die Woche zum Training seiner Mannschaftskameraden zu kommen, auch wenn er sich dort nur im Kraftraum austoben kann. Der Kontakt zu seinen Mitspielern ist während der Pause nicht abgerissen, darauf haben beide Seiten geachtet. „Das ist ja wie eine zweite Familie. Da schöpft man viel Kraft heraus“, sagt Schäfer.
Für den TSV Korbach ist der Ausfall seines Talents ein herber Verlust – nicht nur, weil er der einzige Linkshänder im Kader ist und als ein großes Talent gilt. „Er ist ein Vollbluthandballer, deswegen fehlt Luk umso mehr“, weiß Trainer Harald Meißner, der seinen Schützling als „sehr lernwillig und körperlich sehr robust“, beschreibt. „Er geht dahin, wo es wehtut.“ Eigenschaften, die Trainer gerne sehen.
Schon in der vergangenen Saison, als die Mannschaft aus der Landesliga abstieg, gehörte Luk Schäfer zu den wenigen Lichtblicken im Korbacher Kader. Trotz des Abstiegs war es für ihn ein gutes Jahr, auch weil ihm der damalige Trainer Iljo Duketis viel beigebracht habe. „So viel hätte ich woanders niemals lernen können“, hält Schäfer große Stücke auf seinen ehemaligen Coach. „Er hat mir sehr weitergeholfen.“
Bis zum Herbst will Schäfer noch pausieren. „Ich will kein Risiko eingehen. Wenn alles vernünftig heilt, bin ich glimpflich aus der Sache rausgekommen.“ Handball will er – so wie seit seinem vierten Lebensjahr – auf jeden Fall wieder spielen. „Das ist meine große Leidenschaft. Ohne Handball kann ich nicht auskommen.“